Amelie spielt mit ihrer Gabel und schaut zu Boden. Weil heute Sonntag ist, gibt es keine Nudeln. Sonntags wird aufwändiger gekocht als in der Woche. Es gibt Klöße und Braten. Amelie mag kein Fleisch. „Iss wenigstens das Gemüse“, sagt die Mutter und schüttelt den Kopf. „Sonst kannst du nachher nicht mit auf den Spaziergang.“ Amelie mag keine Spaziergänge. Es ist langweilig, mit der Mutter in der Gegend herumzulaufen. Sie würde lieber mit ihren Freundinnen auf dem Spielplatz spielen. Aber der Sonntagsspaziergang ist Tradition. Da muss Amelie mitmachen. Jeden Sonntag gehen sie an den Kanal. Immer denselben Weg. Außer den großen Lastkähnen und ein paar kleineren Schiffen ist nichts zu sehen. Aber heute ist etwas Besonderes los. Die Feuerwehr ist da und versucht, einen Schwan zu retten. Er hat sich in einem alten Netz verfangen, das jemand ins Wasser geworfen hatte. Der Schwan versteht nicht, dass man ihm helfen will. Er flattert und schnattert und lässt sich nicht einfangen. Amelie steht am Ufer und beobachtet alles. Der Schwan tut ihr leid. „Jetzt seid doch einfach alle mal leise! Der Schwan bekommt doch Angst, wenn ihr so schreit!“ Amelie will ins Wasser, um dem Tier zu helfen. Zum Glück kann die Mutter sie rechtzeitig zurückhalten. In diesem Moment gelingt es einem Mann, den Schwan zu erwischen und ihm das Netz abzuschneiden. Schnell schwimmt das Tier davon. Die Aufregung ist vorbei. „Siehst du, Amelie, so langweilig ist ein Sonntagsspaziergang nun auch wieder nicht.“ Die Mutter nimmt Amelie an die Hand. „So, auf den Schreck brauchen wir jetzt ein Eis! Ich glaube, der Kiosk an der Ecke hat heute auf.“ Amelie freut sich. „Aber nächsten Sonntag gehen wir mal woanders hin. Ich möchte gerne mal in den Wald.“ Die Mutter nickt: „Abgemacht. Immer dasselbe ist wirklich langweilig.“